Richard Hatch ganz privat

Der 22. November 1963, der Tag, an dem John F. Kennedy erschossen wurde, war für Richard Hatch mehr als nur ein tragischer Moment in der Geschichte Amerikas. Dieser Tag sollte auch zum Wendepunkt im Leben des Jungen aus Kalifornien werden, der in Santa Monica geboren worden war und der für die Zuschauer überall auf der Welt als Capt. Apollo im „Kampfstern Galactica“ zu den Sternen fliegen oder als Dan Robbins an der Seite von Karl Malden in den „Straßen von San Francisco“ ermittelte.

Obwohl Richard Hatch das Theater und Schaupiel allgemein stets bewunderte, war sein eigentlicher Traum der, einmal als Stabhochspringer für sein Land bei den Olympischen Spielen starten zu dürfen.

„Im Traum hätte ich nicht daran gedacht, Schauspieler zu werden“, lacht Richard. „Ich war viel zu schüchtern und unsicher“.

Als ein Kurs, den er an der Universität dringend benötigte, belegt war, wich er auf einen Kurs aus, in dem wörtliche Rede und Interpretationen den Inhalt bestimmten.

„Das war für mich ein Alptraum. Ich musste vor allen Leuten aufstehen und vorlesen. Ich ertappte mich dabei, wie ich den Kurs blaumachte, weil ich einfach den Mund nicht aufbekam.“

Nachdem er den Kurs halbwegs hinter sich gebracht hatte, kam der 22. November und brachte Veränderungen in das Leben von Richard Hatch, die er sich in seinen wildesten Träumen nicht hätte ausmalen können.

„Ich weiß noch, wie ich völlig betäubt nach Hause ging und im Badezimmer einfach nur geweint habe. Das war alles schlicht zuviel für mich. Wir dachten, Amerika hätte mit solchen Dingen nichts zu tun.“

Einer der Zeitungsartikel über die tragischen Geschehnisse berührte Hatch und er entschied sich, diesen Artikel in der nächsten Kurssitzung vorzutragen.

Während er vor der Klasse stand, veränderte sich der schüchterne junge Mann, dessen Zunge sich mit jedem Wort löste und dessen Persönlichkeit in diesem Moment voller Politik, Trauma und Angst sich in einen den Zuschauer mitreißenden Schauspieler verwandelte.

„Als ich diesen Artikel vortrug, wurde ich so überwältigt von dem Inhalt und dem was ich sagte, dass ich mich und meine Ängste vollkommen vergaß. Meine Stimme kam endlich aus dem Kehlkopf hervor und wanderte zu den Zuhöhern und ich spürte, wie ich dem Artikel Gestalt gab, ihn darstellte und meiner Abscheu und Verwirrtheit ein Gesicht verlieh – ich zeigte Gefühle und Emotionen, die ich ansonsten immer schön für mich behalten habe.“

Eine Reihe von Leuten mit Schauspielerfahrung in der Klasse bedrängten ihn daraufhin, sich unbedingt der Bühne zuzuwenden. Und doch nahm er sie nicht wirklich ernst, bis er sich wenige Jahre später mit Elliot Mince anfreundete, einem bekannten Radiomann aus Los Angeles, der später Don Johnsons Presseagent wurde. Auf den Rat von Mince hin schrieb er sich am „Eric Morris Actors Workshop“ ein. Der noch immer schüchterne Hatch wurde hier der Technik von Morris ausgesetzt, die auf den Prinzipien des russischen Schauspielers und Regisseurs Konstantin Stanislaviski gründeten.

„Es war plötzlich gar nicht mehr wichtig, ob man ein Schauspieler sein wollte oder nicht. Die Techniken halfen, sich als Mensch zu finden und zu öffnen und einen neuen Bezug zu den eigenen Gefühlen herzustellen und wie man sie ausdrückte.“

Hatch ist überzeugt, dass dieser Kurs sein Leben veränderte.

„Ich war zu dieser Zeit ein Strandwächter für Surfer, ging zur Uni und hatte echt keinen Plan für mein Leben. Ich hatte keinen Agewnt und sonst auch nichts. Ich habe bloß die Zeit verstreichen lassen.

DER DURCHBRUCH VON RICHARD HATCH

Hatchs Hang zur Schauspielerei enthielt einen entscheidenden Schub, als er eine Szene in Tennessee Williams Einakter „This Property is condemned“ darstellte.

„Dies war das erste Mal, als ich zu anderen Schauspielern auf der Bühne eine Beziehung aufbaute. Mein Lehrer sagte damals, dass, wenn ich wirklich hart an mir arbeite, ich tatsächlich durchaus Schauspieler werden könnte. Das war überhaupt das erste Mal, dass mir die Möglichkeit als realistisch erschien.“

Ab diesem Moment ging es mit seiner Karriere aufwärts, deren bisheriger Höhepunkt eine Golden Globe-Nominierung für seine Darstellung des Capt. Apollo in „Kampfstern Galactica“ war. Zusätzlich hat er in den vergangenen 15 Jahren neben der Schauspielerei für eine Vielzahl von Organisationen als Dozent gelehrt und Kurse abgehalten, in denen er Menschen half, ihre Ängste zu überwinden und ihre Kräfte zu bündeln, um so Erfolgsstrategien zu ihr Leben und den Beruf zu entwickeln.

Ausgehend von seinen eigenen Ängsten in jungen Jahren und den Techniken, der er über die Jahre für sich und andere entwickelt hat, stellte er Programme für Menschen zusammen, mit deren Hilfe sie neue Stufen auf der Erfolgsleiter erklimmen konnten. Hatch ist der Erfinder der „Durchbruch zum Erfolg Bootcamps“, in denen bereits tausende von Menschen lernten, ihre eigenen Möglichkeiten besser zu nutzen und ihr Potenzial auszuschöpfen.

Seit nun 35 Jahren ist Hatch erfolgreich im harten und unerbittlichen Hollywood-Geschäft. Seine Rollen in „Kampfstern Galactica“ und „Die Straßen von San Francisco“ machten ihn unsterblich – bis heute laufen sie überall auf der Welt.

Neben unzählichen Einsätzen in Theaterstücken und Musicals (er ist ebenfalls ein sehr guter Sänger) spielte er in dutzenden Filmen an der Seite von Susan Sarandon, Michelle Pfeiffer, Peter Ustinov und vielen anderen mit und in noch mehr TV-Serien, von denen der deutsche Zuschauer vor allem Denver Clan, TJ Hooker und MacGyver in bester Erinnerung haben dürfte.

Auch Werbung und Synchronarbeiten für Videospiele bieten ihm stets neue Gelegenheit, seinen unterschiedlichen Rollen Gestalt zu verleihen.

Neben seiner Arbeit als Schauspieler wirkte Hatch in den letzten Jahren erfolgreich als Autor und Co-Autor der neuen Romane aus der „Battlestar Galactica“-Reihe und als Produzent. Unvergessen sind seine Bemühungen, die klassische Galactica-Serie zurück auf die Bildschirme zu bringen – zumindest Teilweise war ihm hier Erfolg beschieden. Unter dem Titel „The Second Coming“ produzierte er einen professionellen und effektvollen Trailer mit allen wichtigen Darstellern der Originalserie. Zwar entschieden sich die Produzenten dafür, doch einen Schnitt zu wagen und der Serie ein komplett neues Image zu verleihen, aber Richard Hatch ist noch immer Teil der Entwicklung und wer weiß, ob es ohne ihn und seinen langen Kampf die neue Show überhaupt gäbe.

Neben Galactica gehören all seine Kraft, Kreativität und Liebe zum Detail neuen Projekten rund um sein eigenes Scifi/Fantasy-Universum „The great War of Magellan“ – eine Geschichte, die in einem Universum voller Angst und Verrat spielt, in dem der Kampf um die bare Existenz Alltag und die Bedrohung durch einen unsichtbaren Feind übermächtig ist. Und doch: wie immer bei Hatch gibt es auch hier Hoffnung und eine Fülle von Geschichten, die erzählt werden müssen.